Ralph Melcher
INLAND EMPIRE RELOADED
[…] Francis Berrar verbindet ungegenständliche Malerei mit Collagentechniken und gefundene Zeichen mit Textteilen, die in ihrer Ästhetik an den digitalen Bilderschatz der Gegenwart denken lassen. Tatsächlich entnimmt Berrar viele seiner Textfragmente, aber auch die formale Architektur seiner Bilder häufig dem Internet und verknüpft dessen virtuelle Welten so mit den Recherchen zur Wirklichkeit in seinen Werken. Das technisch-virtuelle des unübersehbaren Datenraums zeigt dabei eine Nähe zum wirklichen oder natürlichen Raum, da selbst solche mathematische errechneten „Raumfolgen“ und Informationen längst die Qualität eines unüberblickbaren Wucherns bekommen haben. Berrars Bilder entfernen die Bestimmtheit eines konkreten Ortes nicht nur aus dem flottierenden Universum seiner Bild- und Formquellen, sondern auch aus der Malerei selbst. Auf diese Weise entsteht so etwas wie ein Pendant zum "Second Life" des Internet: ein „First Life“ der Malerei jenseits den Zwängen des Abbildhaften. Orientierungslosigkeit ist kein Makel, sondern ein Urzustand. […]